Jungvogel gefunden - was tun?

Wenn der Frühling beginnt, werden wir häufig von Vogelfreunden angesprochen, die einen Jungvogel gefunden haben und um Rat fragen. Leider gibt es in diesen Fällen meist keine „einfache“ Antwort, denn Jungvogel ist nicht gleich Jungvogel. Und es ist oft nicht leicht zu entscheiden, ob der scheinbar hilfsbedürftige kleine Vogel tatsächliche menschliche Hilfe braucht.

Es gilt daher der Grundsatz:

Machen Sie sich in jedem Fall zunächst ein sorgfältiges Bild von der Situation

und nehmen Sie den gefundenen Jungvogel nicht vorschnell mit nach Hause!

Um besser einschätzen zu können, wie Sie sich verhalten sollten, ist zunächst zu klären, um welche Art von Jungvogel es sich handelt.

Nestling oder Ästling?

Schwalbenjunges (Foto: NABU-CEWE-Detlef Bergmann)
Schwalbenjunges (Foto: NABU-CEWE-Detlef Bergmann)

Haben Sie ein Küken gefunden, das kaum befiedert ist und hilflos auf dem Boden liegt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Nestling, der aus dem Nest gefallen ist. Diese Nesthocker bedürfen rund um die Uhr der Fürsorge der Altvögel. Versuchen Sie also, das Küken vorsichtig - und ohne Panik bei den Altvögeln auszulösen - ins Nest zurückzusetzen. Denn dort hat es die besten Überlebenschancen. Die Eltern werden den Jungvogel weiterhin annehmen – auch wenn er von einem Menschen angefasst wurde.


Nur in einer eindeutigen Notsituationen und wenn Sie sich sorgfältig vergewissert haben, dass der Jungvogel nicht zurückgesetzt werden kann, sollten Sie sich seiner annehmen. Das heißt zunächst vor allem, ihn zu wärmen. Da die Aufzucht eines solchen Jungvogels selbst für erfahrene Vogelfreunde sehr anspruchsvoll ist, raten wir dazu, sich an eine Auffangstation zu wenden.

Amseljunges (Foto: NABU - CEWE -Nadine Bettinghausen)
Amseljunges (Foto: NABU - CEWE -Nadine Bettinghausen)

Ist der Jungvogel (fast) vollständig befiedert, haben Sie wahrscheinlich einen Ästling gefunden. Diese Nestflüchter verlassen das Nest oft bereits, bevor sie sicher fliegen und sich selbst versorgen können. Sie springen oder flattern dann noch etwas unbeholfen auf dem Boden oder in Sträuchern herum. Das erweckt den Eindruck, dass die Tiere der Hilfe bedürfen. Tatsächlich ist es aber ein angeborenes Verhalten, das ihre Überlebenschancen erhöht. Denn im Nest zusammen mit den anderen Jungen ist das Risiko ungleich höher, Nesträubern zum Opfer zu fallen.

Solche Ästling-Küken sollten auf keinen Fall mit nach Hause genommen werden. Denn sie werden von ihren Eltern auch außerhalb des Nestes weiter versorgt. Nur wenn Sie sich nach sorgfältiger Beobachtung über einen Zeitraum von ein bis zwei Stunden hinweg absolut sicher sind, dass kein Kontakt mehr zu den Altvögeln besteht, nehmen Sie sich des Tieres an. Auch hier raten wir Ihnen, den Jungvogel bei einer anerkannten Pflegestation abzugeben.

Auffangstationen

Ziel von Pflege- und Auffangstationen ist es, kranke, geschwächte und verletzte Tiere aufzunehmen und sie möglichst wieder in die Natur zu entlassen. Bitte beachten Sie, dass es sich oft um ehrenamtliche Arten- bzw. Tierschützer handelt, die sich in ihrer Freizeit um verletzte Tiere kümmern. Einen Anspruch auf Aufnahme des von Ihnen gefundenen Jungvogels besteht daher nicht.

Hier finden Sie eine Liste von Pflege- und Auffangstationen in Deutschland.

Weitere Informationen

Im Internet finden sich viele weiterführende Informationen zum Thema „Jungvogel gefunden“. Besonders umfangreich und vielfältig sind die Seiten des Projektes “Wildvogelhilfe”.